Da ich meist Romane höre, sind hier von meiner Seite keine großen Literaturperlen zu erwarten, sondern meist die seichte Form der Unterhaltung.
Heute werde ich in meiner Hörbuchdatenbank nach einem neuen Hörbuch schauen und die Eindrücke dazu dann hier vermitteln. Ein bereits abgeschlossenes Projekt möchte ich hier aber bereits vorstellen:
Terror
Titel: Terror
Autor: Dan Simmons
Jahr: 2008
Übersetzt von: Friedrich Mader
Gelesen von: Detlef Bierstedt
Länge: 28 Std. 45 Min. // 992 Seiten
Kurzer inhaltlicher Abriss:
Atmosphäre: Dass Dan Simmons schreiben kann, ist nicht erst seit gestern bekannt. Er schafft es, dass die Situation am Nordpol gut eingefangen wird und bringt dies in einer sehr dichten Atmosphäre und Erzähltiefe rüber. Er hat für diesen Roman sehr viele Quellen bedient und sich viele Gedanken dazu gemacht, um sowohl die Seefahrtsbegriffe und Abläufe einzubauen, als auch die Kultur der Inuit näher zu bringen. Dabei kann er bis zum Schluss die Spannung aufrecht erhalten, obwohl doch bereits unweigerlich bekannt ist, was damals mit der HMS Erebus und der HMS Terror geschehen ist. Kleine Abzüge muss ich jedoch besonders im anfänglichen Teil des Buches machen, denn da zieht es sich ziemlich stark hin. EIn Phänomen, was ich auch bei Drood beobachten konnte. Er braucht, bis er in die Geschichte einsteigen kann, seine Vorbereitungszeit, was schade ist, da er sehr interessante Charaktere hat, die jedoch erst später an Interesse gewinnen. Hat man diese erste Phase überstanden, kommt man jedoch in den Genuss eines sehr schön geschriebenen Romans. Dazu trägt auch bei, dass er in fast jedem Kapitel die Sichtweise und die Erzählperspektive wechselt. Mal gibt es den allwissenden Erzähler, mal den Ich-Erzähler in Form eines Tagebucheintrags, und oft aus der Sicht eines anderen Besatzungsmitglieds, um die Sicht der Dinge und die Ereignisse von allen Besatzungsschichten zu beleuchten. Es ist schön zu wissen, wie die Besatzung über Krisen denkt, aber auch wie die Kapitäne damit umzugehen wissen.
Kritik:Ich habe wenige Kritikpunkte an dem Roman auszusetzen. Positiv gefallen hat mir die exzellente Darstellung des Charakters Francis Crozier, welcher der Hauptcharakter des Buches ist. Allgemein schafft Simmons es ziemlich gut, Charaktere darzustellen und auch zu entwickeln. Ich bin nachhaltig begeistert davon, wie er sich die Zeit nimmt und immer wieder Anekdoten einwirft und damit den Charakter zu einem tiefen Konstrukt macht, den man besser kennt, als manche seine Freunde. Allerdings wandelt der Autor da auf einem schmalen Grat. Manchmal könnte er sich kürzer fassen zugunsten der Geschichte, und da ist eben die Frage, was genau er will. Will Simmons eine eigentlich schnell erzählte Story aufpeppen, indem er seine Charaktere daran entwickelt? Will er eine Charakterstudie schreiben? Im bereits dritten Buch, welches ich von Simmons höre, fällt mir auf, dass die Protagonisten den eigentlichen Fokus genießen und die Story selbst lediglich als Faden genommen wird, an dem die Entwicklung der Charaktere stattfindet. Ich finde das nicht schlecht, im Gegenteil, ich finde dieses stilistische Mittel hervorragend, weil man so mit einem interessanten Charakter eine schwächere Story kaschieren kann, oder eben in diesem Fall eine eigentlich bereits bekannte Geschichte erzählen kann, ohne dass sie langweilig wird.
Wahrscheinlich ist dies auch nicht besonders uneigennützig, denn wenn etwas Leserschaften zieht und beibehält, dann Personenkulte. Nicht umsonst heißt die Reihe von Rowling "Harry Potter" und nicht "Die Welt der Zauberer". Es sind die Charaktere, die hängen bleiben, und weniger die Story, wie man auch oft bei Kinofilmen sieht. Gerade bei schwachen Filmen wie Avengers werden Charaktere wie Tony Stark, Thor und der Hulk eingebaut, die durch ihre Aktionen und Sprüche der ganzen Sache Würze verleihen. Man erinnert sich bei dem Begriff Avengers automatisch an sie und denkt sich: Ja doch, war cool. Ähnlich wird es bei Terror aussehen. Man wird sich an Crozier erinnern, vielleicht auch an Fitzjames oder den Kalfaterersmaat Hickie, eventuell auch an den Chirurgen Goodsir. Aber wenige werden wohl zurückblicken und die Story - obgleich gut erzählt - in den Himmel loben, wenn man sich an das Buch erinnert.
Vom Unterhaltungswert würde ich dem Buch 9 von 10 Eisbären geben. Es dauert ein wenig, bis die Geschichte Fahrt aufnimmt, und es dauert noch länger, bis wirklich mal was passiert, aber wenn der Punkt erst erreicht ist, mag man gar nicht aufhören zu hören. Das liegt wohl auch daran, dass Detlef Bierstedt der Leser ist, welcher eine starke Arbeit abliefert.
Anekdote: Während ich das Buch hörte, las diesen Artikel